Mecklenburg-Vorpommern und noch ein bisschen mehr...

Ein Reisebericht von: Sabine

Teil 1: Mecklenburgische Seenplatte

Wir starten am 3. Oktober, Tag der deutschen Einheit, Samstag und Feiertag in uns unbekannte

Bis vor den Toren Berlins läuft alles glatt. Wegen eines großen Staus verlassen wir die Autobahn und stranden bei einer Fähre über die Havel, wie etliche andere Naviautofahrer auch. Uns war nicht bewusst, wieviel Wasser da so rund um Berlin zu finden ist.

Dann fahren wir durch Brandenburg an der Havel, wirkt durch die vielen Wasserwege etwas wie das Venedig des Ostens. Es lohnt sich sicherlich auch mal ein Stopp, aber wir haben von den 575 km noch 200 km vor uns bis Waren an der Müritz. Wasser soll es dort ja auch genug geben.

Als wir dann quer durch die Pampa fahren, haben wir unser erstes persönliches Highlight: Grasende Kraniche.

Meine ersten Kraniche in freier Wildbahn, ich bin zutiefts berührt. Hier hatte ich sie noch nicht erwartet. Wir können sie auch gut hören trotz 200 m Sicherheitsabstand. Näher lassen einen die Vögel nicht ran und aufschrecken wollen wir sie ja nun auch nicht. Sie wollen hier Kraft tanken für den Weiterflug ....

Um 18.00 Uhr checken wir im Maremüritz Yachthafen Resort Spa ein. 5 Nächte residieren wir in einer luxuriösen Maisonettewohnung.

Bevor wir unser Appartement überhaupt gesichtet haben müssen wir gleich beim Check-in 179,00 € abdrücken. 2,00 € Kurtaxe pro Person und Tag; 10,00 € pro Tag für die Tiefgarage und 109,00 € insgesamt Endreinigung! Ich bin gespannt...

Jede Ferienwohnung hat ihren eigenen zugewiesenen Platz in der Tiefgarage. Mit dem Aufzug geht es in den 2. Stock, Zimmerblock C2, Nummer 24. Blick zwar auf die Straße, aber dahinter ist auch ein See. Seeblick war mir echt zu teuer. Sauna kostet extra, Schwimmbad auch. Zum Glück geht die Sonne in unsere Richtung auf und der Vollmond leuchtet hinter den Bäumen hervor. Der Bau ist erst ein Jahr alt. 2 Toiletten, Kochinsel, mega Sofaecke, großer Balkon und Bett im Dachgiebel. Schon echt cool und sehr modern. Auf den großen Balkon scheint bis 13.00 Uhr die Sonne. Passt alles! Könnt ihr natürlich bei uns buchen!

Am Sonntag starten wir unsere Erkundungen ... Im Haus gibt es das Restaurant „Julia“ für Frühstück und Abendessen, für die, die nicht selbst kochen wollen. 200 m weiter gibt es ein weiteres Hotel und ein Restaurant mit einheimischer Küche zu angenehmen Preisen. Zu Fuß in die Altstadt sind es gemütliche ca. 15 bis 20 min schön am Ufer entlang. Ein paar Strandkörbe und ein Badestrand gehören auch zum Hotel, das direkt an der Müritz liegt.

Am Hafen genehmigen wir uns ein Fischbrötchen und schlendern etwas durch die schöne Altstadt. Im Tortenhaus (Tortenhus) gibt es sicher leckere Torten, aber es öffnet erst am Nachmittag. Auch viele Bootstouren werden am Hafen angeboten. Nette Häuschen, nette Gässchen.

Unzählige Leute sind bei dem schönen warmen Wetter mit dem Rad unterwegs. Als nächstes erkunden wir mit dem Auto die Gegend.

Bei Federow ist eine sehr gute Touristeninformation. Hier erfährt man alles zum Thema Flora und Fauna und natürlich dem Kranichzug. Gegenüber der Tourist Info, welche hier auch oft "Haus des Gastes" heißt, ist der Bauernhofladen „Die bunte Kuh“. Hier lohnt eine Vesper. Die freilebenden Hühner springen inmitten der Gäste im Freien herum. Wir fahren bis Speck und schlendern durch den Wald. Es gibt viele Pilze zu entdecken und eine unverfälschte Natur im Müritz Nationalpark.

Richtung Kargow entdecken wir wieder Kraniche, die bevorzugt auf geernteten Maisfeldern die Reste aufpicken. Vor Sonnenuntergang verlassen sie dann ihre Futterplätze und nächtigen im seichten Wasser am Seeufer oder auf Inseln. Im Herbstschwirren tausende Kraniche vom Norden oder Polen ein, fressen und sammeln sich an der Küste bei Zingst oder eben hier, bevor sie den Winter in wärmeren Gefilden verbringen. Im Frühjahr schauen sie auch nochmal kurz vorbei. Einige bleiben sogar für immer und sparen sich die langen Flüge.

Wir fahren durch idyllische Ortschaften, über sämtliche möglichen Straßenbeläge nach Ankershagen. Dort ist das Heinrich-Schliemann-Museum und vor allem ein skuriler Nachbau des Trojanischen Pferdes.

Über Kratzeburg und Blankenförde führen eine Art Flurbereinigungswege. Im Ort besteht die Straße aus runden großen holprigen Steinen. Am Abend, kurz vor einem gigantischen Sonnenuntergang, erreichen wir wieder unsere Loggia. Wir machen uns eine Kürbissuppe und Bohemian Rhapsody läuft im TV.  Der 1. Tag war ein voller Erfolg!

Am Montag lockt uns ein phänomenaler Sonnenaufgang aus den Federn. Um 8.00 Uhr starten wir nochmals Richtung Federow, und erwischen noch eine Schar Kraniche, die über unsere Köpfe hinwegfliegen, aber der Rest ist bereits gestartet.

Am späten Vormittag wollen wir uns das Wisentgehege bei Damerow anschauen. Für 4,00 € Eintritt pro Person kann man einen schönen Waldweg entlang zum Futtergehege der Wisente laufen. Wir erreichen die Tiere gegen 11.30 Uhr. Um 11.15 Uhr ist Fütterung. Entsprechend sehen wir 3 Tiere links und 6-7 Tiere rechts faul umherliegen und verdauen. Im ganzen schönen Gelände rührt sich sonst kein Grashalm, auch von Rotwild ist keine Spur zu sehen.

Weiter geht es ins schöne Örtchen Malchow. Vor allem am Übergang von den verschiedenen Seen laden zahlreiche Lokale zum Verweilen ein. Wir wollen nach Fleesensee, Hotels gucken ...

Das TUI Blue gefällt uns gar nicht, zu abgelegen, ein Riesenklotz. Die Zimmer auf den Parkplatz raus gehen gar nicht, der Strand ist zu klein.

Das Schlosshotel Fleesensee überzeugt von der Lage her und von seiner Eleganz.

Für Familien ist das Dorfhotel Fleesensee ein Traum. Viele schöne bunte Häuser zu verschiedenen Themen arrangiert, toll für Kinder. Viel Wasser drumherum und ein Leuchtturm, einfach schön!

Als Insidertipp haben wir als Beobachtungsstelle für die Kraniche noch Grevne bei Röbel/Müritz erhalten. Vom Parkplatz aus sind es 300 m zum Wasser. Dort vor dem Schilf steht eine Art Beobachtungsbrücke. Die Sicht ist mäßig, aber ein Mann läuft vorbei und rät uns, zum nächsten Hochsitz weiterzugehen, dort sollen die Kraniche vor Sonnenuntergang einfliegen. Also stapfen wir gegen 17.30 Uhr Richtung Hochsitz und sehen 100 m weiter auf einer Erhöhung Fotografen stehen, ein gutes Zeichen! Dann kommen laut trompetend mehrere 100 Vögel in V-Formation angeflogen. Es ist schon Gänsehaut pur. Man kann hier vom Hügel gut sehen, wie sie sich auf der Insel zum Schlafen versammeln. Es trübt sich etwas ein und fängt an zu tröpfeln, deswegen schwirren sie wohl heute früher ein.

Auf dem Heimweg passieren wir wieder das nette Örtchen Röbel/Müritz und erleben noch einen gigantischen leuchtenden Sonnenuntergang inklusive Regenbogen. Was für ein Tag!

Von unserer Ferienresidenz aus führt ein schöner Wanderweg in den Wald, mit Aussichtspunkten nach Waren rüber. In Waren am Hafen ist auch ein großer Parkplatz (1,00 € die Stunde).

Als Einkehrtipp zum gleich essen oder mitnehmen gibt es hier den Fischerhof Waren, fußläufig vom Hotel linkerhand bevor man zum Hafen kommt, täglich geöffnet von 8.00 bis 16.00 Uhr. Fischbrötchen, Räucherfisch etc. mit Blick auf Waren.

Hier könnte man auch Boote mieten. Der Hausbootausgangspunkt befindet sich gleich vor der großen Apartmentanlage neben den Parkplatz. Ohne Bootsführerschein dürfte man nach einem 3-stündigen Crashkurs auf der Müritz mit dem Hausboot rumschippern. Auch kann man ein Hausboot mieten und bis Brandenburg fahren. Die Gegend um Brandenburg ist aber führerscheinpflichtig. Wir schauen uns auf jeden Fall die verschiedenen Exemplare an Booten an, bevor wir weiter durch die Stadt bummeln.

Linkerhand, wo die ganzen Ausflugsdampfer zu ihren Rundfahrten auf der Müritz einladen, gibt es auch eine Art Fass, wo man Fischbrötchen erhält.

Wir schlendern durch die gemütliche Fußgängerzone und essen Fischsuppe im sehr authentischen Restaurant „Altes Reusenhus“. Muss man gesehen und probiert haben! Nicht zu übersehen durch Holzbänke vor der Tür und ein Fischerboot auf der Hauswand aufgemalt.

Einen schönen Innenhof bietet auch die Kneipe „Der Ambos“, aber eher was zum Trinken.

Vor unserem Hotel genießen wir am Abend den Sonnenuntergang und beobachten Wasserhühnchen, Schwäne und Enten. Heute gemischtes Wetter, Sonne und Wolken.

Zuerst suchen wir den Start der Draisinenbahn in Waren. Das Highlight davor waren 10 weiße Kühe in Waren. Sie lagen da wie Plastik, aber chillten da ganz lebhaft vor sich hin. Eine Strecke der Draisinenbahn (ein Rad auf Schienen) führt ins 15 km entfernte Schwinkendorf. Bis 11.00 Uhr in die eine Richtung, dann muss gewendet werden. Ist sicher ein origineller Spaß. Wir überqueren die Schienen 3-mal mit dem Auto, da das Verkaufsbüro leider nicht besetzt ist. Sieht urig aus!

Dann erreichen wir, über die wunderschöne Alleenstraße vorbei an zahllosen Eichen und Kastanien links und rechts der Straße, Malchin. Der Ort ist nicht ganz so spannend, deswegen fahren wir weiter nach Teterow, auch nichts Besonderes.

Aber wir verzeheren unseren 1. Broiler. Von einem Imbisswagen erstehen wir spontan einen Hühnerschlegel und eine Gänsekeule. Lecker!

Wir fahren quasi um den Malchiner See herum. In Bülow am See ist es richtig einsam. Ein Stück Torte gibt es als Abschluss mit Blick auf den See am Schlosshotel Schorssow. Ein paar Kraniche sehen wir auch noch auf den Feldern. Den Nachmittag lassen wir dann im Hotelaußenpool und der Sauna gechillt ausklingen.

Teil 2: Ueckermünde

Weiter geht es, nach 5 Nächten in Waren, nach Ueckermünde nahe der polnischen Grenze.

Nach dem Auschecken kaufen wir noch etwas Räucherfisch und schauen uns ein paar Hausboote näher an.

Dann saußen wir über die Mühlenstadt Woldegk, mit einem obligatorischen Stopp bei den 4 Windmühlen, 150 km weiter nach Ueckermünde. Die Lagunenstadt Ueckermünde wollen wir die nächsten 3 Tage erkunden.

Unser Apartment, die Nummer 97, ist sehr nett, mit Blick auf die Yachten. Der Abend ist regnerisch, deswegen belassen wir es bei einem Besuch der Touristeninformation.

Am nächsten Morgen wecken uns die ersten Sonnenstrahlen. Die Möwen kreischen und das Haff leuchtet. Wir brechen auf nach Anklam. An derselben Stelle wie gestern Nachmittag sind auf einem abgeernteten Maisfeld wieder eine Schar Kraniche zu sehen, die die warmen Sonnenstrahlen genießen. Also auch hier gibt es sie.

Unser heutiges Ziel ist Deutschlands sonnenreichste Insel: Usedom.

Die Halbinsel ist ca. 1 h Fahrt entfernt. Zuerst besichtigen wir eine alte, wo früher die Eisenbahn übers Haff gefahren ist. Dann schießen wir tolle Fotos von den herausragenden Backsteinkirchen. Überall verfärben sich die Blätter und die Kastanien fallen von den Bäumen.

Den nächsten Stopp legen wir im Ostseebad Ahlbeck ein. Der Strand ist wirklich toll. Wir schlendern die Seebrücke entlang, gönnen uns ein Fischbrötchen und bestaunen das wilde Treiben an der Promenade. Radfahrer und Fußgänger haben jeweils eine eigene Fahrbahn. Man kann von hier aus bis nach Schwinemünde in Polen laufen.

Usedom hat die längste Strandpromenade in Europa!

Nach Ahlbeck folgt dann Heringsdorf. Die Seebrücke hier ist noch mondäner als in Ahlbeck. In Ahlbeck kann man auf der Seebrücke gut essen und aufs Meer schauen. In Heringsdorf ist auf der Seebrücke eine Ladenpassage. Gesäumt ist die Strandpromenade, von etlichen Villen, Hotels und Ferienwohnungen. Das Maritim Kaiserhof hat wohl die 1. Lage in Heringsdorf. Mein Favorit ist aber "Bansin" und die „Villen im Park“ oder das „Kaiser Spa“. Auch das "Travelcharme" hat noch Charme am Rande von Bansin direkt am Strand.

Bei Koserow kehren wir noch bei „Karl“ ein, einem Erlebnisbauernhof mit Gastronomie, Fahrgeschäften und Hofladen. Er ist neu eröffnet. Hier gibt es alles vom Bauernhof und das Ganze erstmal gratis. Ein großer Spaß für alle, vor allem wenn es frische Erdbeeren gibt.

Wir fahren bis ans Ende der Insel nach Pennemünde. Hier hat Wernher von Braun die 1. Rakete starten lassen oder so ähnlich. Es ist schon zu. Ich habe zu lange bei „Karl“ geshoppt.

Kurz vor Wolgast wollen wir über die große Brücke zurück aufs Festland. 17.45 Uhr, die Brücke fährt vor uns hoch. Eine gewaltige blaue Brücke leuchtet bei Sonnenuntergang und wir haben 15 min Zwangspause. Aber wie heißt es so schön: es ist nie was umsonst... Eine große Schar Kraniche fliegt laut trompetend über uns hinweg zu ihrem Schlafplatz. Gleichzeitig fliegen und trompeten, und es sind nicht nur Weibchen...

Es ist sehr schön meine Erinnerungen an Usedom von einer früheren Studienreise wieder aufzufrischen.

Heute bleibt noch ein Tag Zeit, um die nähere Umgebung Ueckermündes zu inspizieren.

In einer Viertelstunde laufen wir von unserem Apartment 97 im 1. Stock, mit Hafenblick, zum Strand. Also sieht aus wie echter Strand hier am Stettiner Haff. Sehr familienfreundlich, flach abfallend, Sand, Spielmöglichkeiten, Gastronomie (bezahlbar!), ein Kiosk, alles vorhanden. Nach Ueckermünde könnte man auch laufen ca. 2 km bis in die Innenstadt.

Die Wetterlage ist unberechenbar, deswegen nehmen wir das Auto. Natürlich laufen uns heute, am Samstag, dem 10.10.2020, Hochzeitspaare über den Weg.

Ueckermünde selbst ist mit seinen 12.000 Einwohnern beschaulich. An der Uecker sieht man zahlreiche Angler und natürlich gibt’s Fisch in jeglicher Form zur Verköstigung. Ein paar nette Bronzefiguren stehen rum, ein Schifferklavierspielender Seemann und eine Gänsemagd an der Uecker.

Ich möchte gerne ein leckeres Stück Torte im Goethe Café Palais, das habe ich im Reiseführer gelesen. Es sieht von außen auch gut aus, auch innen wirkt es wie ein edles Wiener Kaffeehaus. Leider heute geschlossen – Hochzeit, da war er wieder der 10.10.. Nach dem Tortenhaus in Waren, wieder kein Glück für mich Konditormeisterin.

Dann kehren wir am Marktplatz im AnaCapri ein, Restaurant und Café. Hier steht ein Bronzefischermann. Wir genießen die Sonnenstrahlen und schlemmen lecker Zanderfilet. Eine echt gute Alternative. Hier kommt auch der Likör Haffliebe her, ein sehr leckerer Beerenlikör. Dann hat es ja doch mit der Alternative geklappt, wir sind ja flexibel. Zu guter Letzt fahren wir noch eine kleine Runde am Moor der Uecker entlang.

Natürlich gibt es noch einen tollen Stopp am Naturerlebnispfad Anklamer Stadtbruch. Zu finden, wenn man von Ueckermünde über Mönkebude nach Bugewitz fährt, rechts an der Kirche vorbei. Hier führt ein gut geteerter Weg zu einem Aussichtsturm. Man hat hier einen tollen Ausblick auf einen See mit Schilf und wildem Wald. Ein Wanderweg führt zuerst durch Schilf, dann durch den Wald bis nach Grünberg bzw. zurück nach Bugewitz. Angeblich gibt’s hier Fischotter, Biber, Adler etc. zu entdecken. Wir erfreuen uns an den zahlreichen Wasservögeln und dem Sonnenuntergang.

 

Teil 3: Fischland-Darß-Zingst Ostseeküste

Nach 3 Nächten in der Lagunenstadt zieht es uns nun endlich ans Meer, an die echte Ostsee, nicht nur Haff.

Wir müssen ohnehin Richtung Anklam und fahren nochmal zu unserem Aussichtspunkt von gestern. Natürlich sehen wir wieder Kraniche beim Fressen. Für den Wanderweg ist es uns heute zu kalt und windig, beim nächsten Mal ...

An Stralsund vorbei ist unser 1. Stopp heute Groß Mohrdorf. Hier hat der Nabu, also der Bund für Naturschutz, ein Kranichzentrum eingerichtet. Ein informativer kurzer Film, viele Fotos, ein ausgestopfter Kranich, klären die Besucher über den Zug der Kraniche auf. Mir war ja bis heute auch nicht bewusst, dass wir intuitiv in Waren und Ueckermünde auch schon Kraniche sehen können. Ich dachte hier fängt unser Abenteuer „Kraniche beobachten“ erst an.

Wir fahren ein paar Kilometer weiter zum sogenannten “Kranorama“ am Günzer See bei Günz. Hier wurde ein Hotspot eingerichtet, um Kraniche aus der Höhe beobachten zu können. 300 m vom Parkplatz gibt es quasi einen großen Holzbau. Vom 1. Stock hat man prima Aussicht auf einen Acker, wo die Kraniche angefüttert werden, und auch beringt werden. An den Farben der Ringe erkennt man wo die Vögel herkommen. Wir haben einen guten Blick auf ca. 200 Vögel. Es herrscht jetzt mittags viel Aufregung hier. Vögel fliegen neu an, anderen ist das Treiben hier zu bunt und sie starten durch, um woanders hin zu fliegen.

Kraniche sind sehr scheu, näher als 200 m lassen sie keinen Beobachter ran. Fotografen und Schaulustige werden freundlicherweise hier von einem Zaun abgehalten sich den Vögeln zu nähern. Wenn man Tiere auf einem abgeernteten Maisacker sieht, soll man im Auto sitzen bleiben und sie beobachten. Das mindeste ist unauffällige Kleidung. Jetzt werden einige von euch schmunzeln, weil ich ja immer bunt bin, aber ich habe mein Afrikasafarioutfit dabei.

Nachdem ich mich losreißen kann von meinen Kranichen, führt uns die Reise heute über Barth nach Zingst.

Zingst befindet sich auf Fischland-Darß-Zingst zwischen Ostsee und Bodden. Unser Hotel heißt Aparthotel Zingst und befindet sich genau hinter dem Kurhaus am Deich, also mitten in der Stadt. Wir beziehen unser Apartment 325 an der Ostseite, und haben von hier Blick auf eine große Eiche und ein Stück Deich und Meer.

In 5 min ist man zu Fuß an der Seebrücke und am Strand. Die Ostsee ist ruhig und einige Möwen sitzen auf den sogenannten Bunen im Meer. Am Ende der Seebrücke kann man für 9,00 € mit einer Taucherglocke 4 m tief in die Ostsee abtauchen. Verhungern muss man auch nicht: Am „Zuckerhut“ herrscht mit Glühwein und Grog ausgelassene Sonntagsabendstimmung.

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir unsere Erkundungsfahrt auf dem Darß gen Fischland. Ich möchte mir einen der schönsten Orte an der Küste anschauen.

Zwischen Wiek und Born können wir auf jeden Fall zuallererst mal eine neue eingebürgerte Tierart entdecken: Asiatische Wasserbüffel grasen hier und suhlen sich im Moor. Sie dienen der ökologischen Landschaftspflege und sind bestens an die Herausforderungen hier angepasst. Majestätisch schauen sie aus hier bei strahlendem Sonnenschein.

Wir erreichen den Küstenort Ahrenshoop. Hier soll es besonders schöne reetgedeckte Häuschen in allen Farben mit speziellen, besonderen Haustüren geben. Außerdem haben viele Künstler den Ort ausgewählt, wegen dem einzigartigen Licht hier.

Die Kulisse ist perfekt, um den Ort zu entdecken: Weiße Wölkchen am azurblauen Himmel.

Der Strand ist schonmal wie geleckt: Dünengras, breiter, heller, feiner Sandstrand, eine leichte Brise, ein geringes Plätschern im Meer. Wir parken „Am Strom“, Strandzugang 13, und erkunden von hier den Ort. Auf der Strandseite Richtung Strandzugang 15 stehen viele tolle reetgedeckte Häuschen. Die bemalten Haustüren entdeckt man manchmal erst auf den 2. Blick. Einen Besuch lohnen auch die zahlreichen Kunsthäuser wie z.B. das Dornenhaus am Bernhard-Seitz-Weg. Viele lustige Objekte stehen im Garten zum Anschauen und Kaufen. Ein Kaffeestopp an der liebevoll restaurierten Mühle Ahrenshoop lohnt auch sehr. Auch die Schifferkirche hat ihren eigenen Stil. Wer den Bau des Hotels „The Grand“ genehmigt hat, ist fragwürdig. Meiner Ansicht nach ist der futuristische Bau hier fehl am Platz. Es soll dort ab 17 Uhr eine hervorragende Aussicht auf das Meer von der Dachterrasse haben.

Mein Hoteltip: gegenüber der bunten Stube „Künstlerquartier Seezeichen“ oder eben eine Ferienwohnung in einem Reethäuschen.

Ich kann mich gar nicht sattsehen. Der Fernsehbericht, den wir 1 Woche vor Abreise im TV verfolgthaben, hat nicht zu viel versprochen. Es gibt jede Menge zu entdecken: Unterschiedliche Dachgiebel, bunt bemalte Stromverteiler, Kunstobjekte, alles sehr originell. Den lustigsten Spot entdecken wir im Ort Born. Aus Schrott stehen unterschiedliche Figuren im Garten. Ziemlich am Ortsende gen Bodden.

Den Sonnenuntergang genießen wir dann mit lecker Fisch gegenüber vom Zuckerhut bei uns in Zingst. Allerdings geht die Sonne hier im Oktober eher Richtung Dierhagen gut sichtbar unter.

Heute ist wieder Sonne, wir laufen die Seebrücke vor und können es kaum glauben: Spiegelglatte ruhige See, wolkenlos blau, gefühlte 17 Grad.

Wir entscheiden uns für eine Darss-Umrundung und fahren über Barth erstmal wieder zum Günzer See. Kraniche bei blauem Himmel, das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Bei Dabitz fahren wir zum Hafen vor und beim Betrachten des „Bodden“ kann ich einen Fischotter an der Mole entdecken. Das erfreut natürlich mein Entdeckerherz. Sonst geht es hier eher unauffällig zu. Einen schönen ruhigen Wohnmobilstellplatz hats hier. Beim Warten, ob sich der Otter nochmal blicken lässt, sehen wir auch noch einen Eisvogel auf einer Bootsleine sitzen. Ich bin begeistert.

Heute Morgen habe ich schon in unserer Eiche zahlreiche Vogelarten entdecken können u.a. einen Kleiber, da wir ja in die Krone des Baumes reinschauen können. Die Kraniche am Wegesrand vor allem bei Günz sind wieder atemberaubend, einfach vom Auto aus zu entdecken. Wir haben ja gelernt ... nicht aussteigen und nähern.

Über Ribnitz-Damgarten nähern wir uns dann wieder Ahrenshoop und genießen hier den Sonnenuntergang bei Strandzugang 15. „Der Weg zum hohen Ufer“ führt zu einem herrlichen Aussichtspunkt am Meer und einen Parkplatz gibt’s hier auch. Mittlerweile sind die Wolken größer geworden, ein paar Tropfen fallen. Der Sonnenuntergang ist magisch. Rechts die Sonne, links ein Regenbogen, dazwischen farbige Wolken und das Rauschen des Meeres.

Der Wetterbericht hat es vorhergesagt: Heute Sturmflut.

Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, könnte ich es nicht glauben. Auf der Seebrücke, 9.30 Uhr, Volkswanderung, peitschender Wind und die Wellen tosen an den Strand. Alle sind vermummt auf den Beinen und wollen es erleben. Die Gischt peitscht auf die Seebrücke. Windböen, aber kein Regen, in passender Kleidung durchaus sehr sehenswert. Ich schlendere noch etwas die Fußgängerzone entlang. Hochsaison für Mützen und Schals.

In der Hotelsauna wärmen wir uns wieder auf und ich schreibe eben das Erlebte auf. Anschließend nutze ich das Schietwetter zum Postkarten schreiben.

Es ist schon verrückt, heute herrscht wieder die Ruhe nach dem Sturm. Der Strand ist übersäht mit Seegras und es herrscht Goldgräberstimmung. Voller Begeisterung sind alle auf Schatzsuche. Der Schatz des Meeres soll besonders oft nach einem Sturm gefunden werden: Bernstein. Gummistiefel, Schaufel, Mütze und los geht’s.

Das Meer hat sich auch wieder beruhigt. Ich glaube die Kinder hier werden mit Gummistiefeln geboren. Wir erkunden noch die wilde Deichseite Richtung Pramort. Das ist ein Kranichbeobachtugspunkt am Bodden 8 km von Müggenburg. Nur per Rad oder zu Fuß erreichbar nach vorherigem Kauf eines Nationalparktickets. Heute ausverkauft. Naja wir haben ja schon ein paar Kraniche gesehen. Dafür können wir eine Riesenschar Wildgänse beobachten.

Ich habe das Gefühl das ganz Meck-Pomm aus riesigen gigantischen Feldern besteht, wie ein großes Puzzle. Sämtliche Straßen werden von wunderschönen Alleen gesäumt. Es stehen immer Kastanien, Eichen oder Obstbäume links und rechts der Straße, auch bei neuen Straßen! Als Kind hatten wir auch in unserem Dorf eine große Pappelallee, aber im Westen wurden alle Bäume an der Straße gefällt, zu gefährlich! Echt schade...

 

Teil 4: Lübeck

Heute geht es quer rüber nach Lübeck. Die Safari geht weiter ...

Zuerst einmal aber fahren wir mit der Fähre von der „Hohen Düne“ rüber nach Warnemünde.

Am Kreuzfahrtterminal steht's in großen Buchstaben: „Wish you were here“. Da kriege ich schon feuchte Augen.

Wir parken und schlendern durch Warnemünde, dem Kreuzfahrthafen von Rostock, der Heimat von AIDA. Es herrscht reger Betrieb, die Sonne scheint und die Menschen genießen leckere Fischbrötchen, und die Atmosphäre am Hafen. Es ist halt kein Kreuzfahrtschiff da.

Der Strand ist genauso schön und breit wie in Zingst. Also Warnemünde ist immer einen Stopp wert, auch vor und nach einer Kreuzfahrt unbedingt ein paar Tage einplanen. Oder einfach so ...

15 km vor Lübeck bei Mallentin sehen wir auch nochmal Kraniche.

Zum Abschluss unserer Meck-Pomm Rundreise, passieren wir nun die ehemalige Grenze bei Lübeck und dürfen nun ein paar Tage mitten in der Altstadt bei einem Studienkollegen von Werner logieren. Am Samstag bekommen wir vom Hausherrn eine exklusive Stadtführung.

Der Altstadtkern ist umgeben von der Trave. Die wunderschön erhaltenen Backsteinfassaden spiegeln sich im Wasser. Das Rathaus aus schwarzen Backsteinen ist eine Wucht. Bekannt ist natürlich das Holstentor, welches früher auf dem 50 Markschein abgebildet war. Eine Besonderheit sind die kleinen nummerierten “Gänge“, die für die Öffentlichkeit tagsüber geöffnet sein müssen und zu manchem versteckten Hinterhof führen. Die Türme der Marienkirche sind auch von der Ferne schon zu sehen.

Aber das wichtigste weltweit bekannte Wahrzeichen der Stadt liegt gegenüber vom Rathaus auf dem Markt. Jedes Kind kennt es, oder hat es schon mal probiert. Kein Besuch in Lübeck, ohne einen Stopp dort. In Wien gibt’s die Sachertorte und die vielen tollen Kaffeehäuser. München hat sein Hofbräuhaus. Und wer Lübeck besucht muss einfach im Café Niederegger einkehren. Im Jahr 1806 entwickelt wird es getreu dem Originalrezept immer noch genauso hergestellt. Und wisst ihr's? Natürlich das einzigartige Lübecker Marzipan! Das Besondere: Niederegger Marzipan ist zu 100 % aus Marzipanrohmasse (d.h. ein Teil Zucker und zwei Teile Mandeln ohne weiteren Zuckerzusatz). Außerdem liegt das Besondere am Rösten und Karamellisieren. Wir gönnen uns Kaffee und Schokolade mit Marzipangeschmack. Nusstorte, Grand Marnier, Prinz Heinrich, ein einziger Traum! Und ihr wisst ja, ich kann es beurteilen, ich bin ja Konditormeisterin und hier geht mein Herz auf. So muss Torte aussehen und schmecken. In den verschiedenen Schaufenstern werden die Kirchen der Stadt und natürlich das Holstentor aus Marzipan perfekt dargestellt.

Nachdem das Kulinarische schon perfekt gemundet hat, starten wir am nächsten Morgen zu einer neuen Safari:

1999 sind südamerikanische Nandus aus einer Zuchtstation ausgebüchst und haben sich im Grenzbereich zwischen Meck-Pomm und Schleswig-Holstein ausgebreitet und vermehrt. Für den Laien: Nandus sind die australischen Emus oder wie kleine Strauße. Meist zu finden rechts vom Ratzeburger See zwischen Rothenhusen und Utecht. Und tatsächlich, mein geschultes Auge kann 14 Exemplare in einer Lücke zwischen den Hecken auf einer Ackerfläche entdecken. Freundlicherweise sind sie nicht so scheu wie die Kraniche, und wir können sie gut beobachten. Auch eine spannende Sache ... aktuell dürfen sie wohl in Meck-Pomm geschossen werden, in Schleswig-Holstein nicht. Ob die Viecher das wissen? Unsere tappen friedlich in Meck-Pomm rum. Ich kann nicht verstehen, was diese friedlichen Grasfresser der Landwirtschaft für Schaden antun sollen. Sie düngen doch auch auf natürliche Weise den Boden. Vielleicht sollte man auch hier ein Stück Landschaft zum Nationalpark erklären, damit die Tiere ungestört leben können, und wir eine neue Tierart bestaunen können.

Ein paar Kilometer weiter südlich schauen wir uns in Mölln noch das Till Eulenspiel Museum an. Der Till sitzt in Bronze verschmitzt lächelnd davor. Nach unserer erfolgreichen Safari machen wir noch einpaar schöne Aufnahmen von den, sich im Wasser im Abendlicht spiegelden Häusern. Beim Niederegger stehen wir kurz nach 18.00 Uhr vor verschlossenen Türen und bestellen uns halt dann einfach nur mal Pizza.

Nach einem kurzen Regenguss am Morgen, werden wir wieder von Sonne und weißen Wölkchen verwöhnt. Wir spazieren an der Trave entlang, stöbern in einigen netten individuellen Lädchen und beschließen dann spontan eine Bootstour zu unternehmen. Eine kurzweilige Stunde mit netten Anekdoten vom Kapitän und wir sind im Nu wieder am Startpunkt nähe Holstentor.

Die Giebel der Häuschen spiegeln sich im Hafen und für Mitte Oktober herrscht ausgelassene Stimmung!

Spontan beschließen wir noch Lübeck von oben zu betrachten vom Turm der St. Petri Kirche aus.

Natürlich darf eine heiße Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Torte nicht fehlen. Diesmal kehren wir innen bei Niederegger ein. Vor ein paar Jahren wurde das Café originalgetreu renoviert und der alte Charme blieb zum Glück erhalten. Auch die Ausstellung im oberen Stock zum Thema, wie sollte es auch anders sein, „Marzipan“ ist einen Besuch wert.

Zum Shoppen lohnen Fleischhauerstraße, Hüxstraße und natürlich die Königstraße. In 20 min ist man in Travemünde, dem Strandbad der Lübecker, oder natürlich kann man von hier aus auch leicht den Timmendorfer Strand erreichen.

Es gibt noch soviel zu entdecken, aber wir müssen leider Abschied nehmen ...

 

Fazit: Unser Land ist auch sehr sehenswert!!!

Auch hier kann man toll Tiere beobachten und wunderschöne Strandspaziergänge unternehmen. Verhungern muss man natürlich auch nicht. Spannend ist in unserem Land halt immer das Wetter, aber ihr wisst ja, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Also wer Lust hat, auf geht’s mit Sabine 2021 im Oktober nach Meck-Pomm auf Safari!!!